Gemeinwohlorientierte KI: Wie „AI-ready“ ist die Zivilgesellschaft?

Die Kurzstudie zeigt: Zivilgesellschaft hat eine digitale Basis und nutzt KI vor allem operativ; Strategien, Ressourcen und Infrastruktur fehlen für gemeinwohlorientierte Nutzung.

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Können zivilgesellschaftliche Organisationen in Deutschland KI wirksam und wertegeleitet einsetzen? Das untersuchte die Kurzstudie der Initiative Civic Coding. Grundlage sind eine Literaturauswertung, Expert*inneninterviews und eine Umfrage unter 120 Organisationen. Ergebnis: „teilweise AI-ready“ – mit klaren Einschränkungen.

Digitale Basis & Datennutzung

Die meisten Organisationen verfügen über grundlegende digitale Werkzeuge (u. a. E-Mail, Cloud). Häufig sind zentrale Datenspeicher (93 %) und Regeln zur Datenverarbeitung (74 %); spezialisierte Projekt-/Ressourcenplanung bleibt mit 26 % die Ausnahme. Iterative Datenauswertungen erfolgen häufiger, wenn mehr als zehn Hauptamtliche vorhanden sind (67 % vs. 48 %).

KI-Nutzung & Infrastruktur

KI wird überwiegend operativ eingesetzt: Textgenerierung (55 %) und Übersetzungen (52 %) dominieren; strategische Weiterentwicklung (28 %) und Innovationsprojekte (18 %) sind seltener. Nur 16 % nutzen operative KI-Schnittstellen; spezialisierte Entwicklungsumgebungen sind kaum vorhanden (vgl. Abbildung 3 und 4, S. 14).

Strategie & Kompetenzen

Strategische Fundierung ist die klare Schwäche: Nur 30 % haben eine KI- oder Digitalisierungsstrategie, 29 % identifizieren konkrete Anwendungsfälle, 30 % stellen Budgets bereit. Größere bzw. professioneller aufgestellte Organisationen sind weiter: Weiterbildungen werden bei >500 Mitgliedern häufiger angeboten (59 % vs. 48 %).

Verantwortungsvolle KI

Datenschutz ist das meistbeachtete Prinzip (71 %). Dagegen werden Reduktion von Datenbias (25 %) und erklärbare KI (28 %) deutlich seltener umgesetzt; 23 % setzen keines der abgefragten Prinzipien um. Open-Source-Ansätze werden als Chance für Transparenz und Gemeinwohlorientierung gesehen, aber selten genutzt.

 Erwartungen und Unterstützungsbedarfe

Nahezu alle Organisationen fordern die Digitalisierung der Verwaltungen (98 %) und den Ausbau der Breitbandinfrastruktur (95 %). Kleinere Organisationen priorisieren Zugang zu Fördermitteln und digitale Basiskompetenzen; größere betonen Investitionen in KI-Forschung (76 %) und Open Data (73 %) (vgl. Abbildung 7, S. 22). Zudem wird regulatorische Klarheit (78 %) gewünscht.

Fazit

Die Zivilgesellschaft bringt eine solide digitale Basis und Offenheit für verantwortungsvolle KI mit, bleibt aber bei Strategie, Ressourcen und Infrastruktur zurück. Nötig sind gezielte Förderung, Kompetenzaufbau und verlässliche Rahmenbedingungen, damit KI bedarfs- und wirkungsorientiert fürs Gemeinwohl eingesetzt werden kann.

Über Civic Coding:

Die Initiative „Civic Coding“ verfolgt das Ziel, KI sozial, nachhaltig und partizipativ zu gestalten und so die Daten- und KI-Kompetenzen in der Zivilgesellschaft zu stärken. Sie wird getragen von drei Bundesministerien: dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), dem Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ) und dem Bundesministerium für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMUKN). Direktlink zur Kurzstudie: https://www.civic-coding.de/angebote/meldungen/kurzstudie-gemeinwohlorientierte-ki-veroeffentlicht

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